Meine Hündin wird läufig - was tun?

Wer noch nie eine Hündin hatte, ist oft unsicher: Wann wird die junge Hündin zum ersten Mal läufig? Wie lange dauert es? Woran erkenne ich, wann es los geht? Wann sind die „gefährlichen Tage“?


Deshalb möchte ich hier einen Einblick in den Zyklus, die hormonellen Schwankungen und das Verhalten der Hündin geben.

 

Vorab die 7 wichtigsten Tipps zur Läufigkeit:

 

  1. Das erste Mal: Die meisten Hündinnen werden zwischen dem 6. und 12. Lebensmonat erstmals läufig. Aber es kann auch bis zu zwei Jahren dauern, ohne dass eine Krankheit dahinter steckt.
  2. Auf einmal schnüffeln die Rüden ausgiebig am Hinterteil Ihrer Hündin? Das kann das erste Anzeichen der beginnenden Läufigkeit sein. In den ersten 3 – 17 Tagen blutet die Hündin und ihre Vagina schwillt an. In dieser Zeit ist sie in der Regel noch nicht deckbereit!
  3. Nun wird es ernst: Der Ausfluss wird wässrig bis schleimig, die Vagina schwillt ab. Diese Phase dauert 3 bis 21 Tage. Am 2. bis 4. Tag ist die Hündin in der Standhitze: Kommt nun ein Rüde, bleibt sie stehen und dreht die Rute zur Seite – sie ist deckbereit
  4. Verlassen Sie sich nicht auf die Standhitze! Manche Hündinnen lassen sich auch an den Tagen davor und danach decken.
  5. Weichen Sie der Gefahr aus - gehen Sie einsame Wege oder zu einer Zeit, in der nicht viele Hunde unterwegs sind.
  6. Verwenden Sie eine Schleppleine - auch Hündinnen mit gutem Gehorsam hören in dieser Zeit nicht immer oder suchen sogar den Kontakt zum Rüden.
  7. Alle Hündinnen werden nach der Läufigkeit „scheinschwanger“ – sie bilden Milch, bauen ein Nest oder sammeln Kuscheltiere. Wie stark sich das äußert, ist jedoch individuell.  

Die Hündin wird geschlechtsreif

Foto: Anja Schinnen.

Ungefähr im Alter zwischen 6 und 12 Monaten werden die meisten Hündinnen das erste Mal läufig. Dies ist abhängig von der Größe der Hündin und ihrer körperlichen Entwicklung. Große oder unterernährte Hündinnen werden in der Regel später läufig als kleinere. Aber auch ein später Beginn der ersten Läufigkeit (bis zu 24 Monate) ist nicht immer krankhaft bedingt. Trotzdem sollte der Hund dem Tierarzt vorgestellt werden, um sicherzugehen, dass keine Erkrankung vorliegt.


Da die Hündin in diesem Alter, also in der Pubertät, noch nicht vollständig körperlich entwickelt ist, kommt es oft zur sogenannten „stillen Läufigkeit“. Dabei sind trotz der beginnenden hormonellen Umstellungen kein Ausfluss oder Blutungen zu erkennen.


Auch gibt es einen sogenannten „Split-Östrus“ (Östrus = Brunst). Beim Split-Östrus zeigt die Hündin zuerst kurz Läufigkeitsanzeichen. Diese verschwinden zunächst, um dann wieder zu erscheinen. Ein regelmäßiger hormoneller Zyklus muss sich erst einspielen.
 „Stille Läufigkeit“ und „Split-Östrus“ sind nicht krankhaft.


Wussten Sie, dass die Hündinnen, im Gegensatz zu uns Menschen nicht (!) in die Wechseljahre kommen? Allerdings findet man bei älteren Hündinnen die Läufigkeitssymptome nicht mehr so ausgeprägt - die Eierstöcke geben ihre Tätigkeit zunehmend auf.

Der Läufigkeitszyklus

Die Läufigkeit beginnt mit der Vorbrunst (Proöstrus), es schließt sich direkt die Brunst (Östrus) an, gefolgt von der Nachbrunst (Metöstrus) und der Ruhephase (Anästrus).


Die Phasen im Einzelnen.
1.    Vorbrunst (Proöstrus)
Die Vorbrunst dauert zwischen 3 – 17 Tagen. In dieser Zeit schwillt die Vagina der Hündin an und sie blutet. Die Blutmenge ist sehr individuell. Nicht immer sieht man davon viel, da die Hündinnen sich in der Regel sauber lecken.  In dieser Zeit beginnt die Hündin für die Rüden gut zu riechen. Sie ist aber noch nicht paarungsbereit. Sie wird versuchen, dem Rüden auszuweichen oder ihn wegzubeißen.
Bei der ersten „Hitze“ reagieren viele Hündinnen sehr verunsichert. Dies wird durch aufdringliche Rüden noch verstärkt.

Verlassen Sie sich aber bitte nicht darauf, dass die Hündin nicht deckbereit ist! Die Zyklen sind sehr individuell und die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen nicht immer deutlich zu erkennen. So ist Ihre Hündin eventuell schon paarungsbereit, ohne dass Sie es bemerkt haben.

 

Wer es genau wissen möchte:
Hormone in der Vorbrunst (Proöstrus)
Das sogenannte Follikelstimulierende Hormon (FSH) wird in dieser Zeit von der Hirnanhangdrüse gebildet. Es bewirkt, dass die Eizellen in den Eibläschen (Follikel) heranreifen. In den Eizellen selbst wird Östrogen gebildet. Es bereitet die Gebärmutterschleimhaut für die Aufnahme eines befruchteten Eies vor.
Foto: Fotolia

2, Die Brunst ( Östrus)
Die Brunst dauert zwischen 3 – 21 Tagen. Die Vagina ist nicht mehr so geschwollen, der Ausfluss wässrig bis schleimig. Während dieser Zeit, ca. am 2. - 4. Tag, finden mehrere Eisprünge statt. Hier liegen die fruchtbaren Tage. Diese Zeit wird  auch „Standhitze“ genannt. Jetzt ist die Hündin deckbereit.  Sie  bleibt, wenn sich ihr ein interessanter Rüde nähert bereitwillig stehen und dreht die Rute zur Seite.
Verlassen Sie sich bitte auch hier nicht darauf, dass der Eisprung, also die fruchtbaren Tage wirklich am 2. - 4. Tag sind. Dies ist sehr individuell und nicht immer eindeutig zu erkennen.

Um die Fortpflanzung ihrer Art zu sichern, wird eine Hündin in dieser Zeit aktiv Kontakt zu Rüden aufnehmen. Sprich, auch sehr gehorsame Hündinnen laufen in dieser Zeit davon, um sich decken zu lassen.

 

Wer es genau wissen möchte:
Hormone in der Brunst ( Östrus)
Hier kommt ein Hormon ins Spiel, welches Luteinisierndes Hormon (LH) genannt wird. Schüttet nun die Hirnanhangdrüse dieses Hormon aus (es erfolgt eine starke Ausschüttung) kommt es zum Eisprung.

3.    Nachbrunst ( Metöstrus)

Die Nachbrunst dauert zwischen 9 und 12 Wochen. Die Vagina schwillt komplett ab, der Ausfluss hört auf. Jetzt riecht die Hündin für unerfahrene Rüden noch immer interessant, dies nimmt jedoch stetig ab. Sie ist in der Regel nicht mehr deckbereit.

 

Wer es genau wissen möchte:
Hormone in der  Nachbrunst ( Metöstrus)
Wird die Eizelle nicht befruchtet, gehen die hormonellen Veränderungen nur sehr langsam wieder zurück. Es dauert noch Wochen bis sich der Hormonhaushaltwieder normalisiert hat.
Nach dem Eisprung bildet sich an den Eierstöcken der Hündin der sogenannte Gelbkörper. Dieser produziert das Hormon Progesteron, welches zur Erhaltung einer Trächtigkeit dient. Es bereitet in der Gebärmutter optimale Bedingungen zur Einnistung des befruchteten Eies vor. Auch bei Hündinnen, welche nicht gedeckt wurden, wird dieses Hormon gebildet. Der sinkende Progesteronspiegel stößt in manchen Fällen die Ausschüttung des Hormons Prolaktin an. Prolaktin dient zum Anregen der Milchproduktion. Je nachdem wie stark dies geschieht, kommt es mehr oder weniger zur Scheinschwangerschaft.
Foto: Fotolia

Scheinschwangerschaft
Auch die Scheinschwangerschaften sind unterschiedlich ausgeprägt. Manche Hündinnen bilden viel Milch, manche werden noch anhänglicher als zuvor, manche möchten gerne mehr  fressen und manche fangen an ein Nest (Nestbauinstinkt) vorzubereiten. Ein Teil fängt an Kuscheltiere zu tragen und abzulecken. Es kursiert immer noch die Meinung, dass man der Hündin diese Wünsche verwehren solle, dann würde das „schon besser“ werden.  Die Hündin ist aber durch ihre Hormone (Progesteron und Prolaktin) gesteuert. Dies kann sie nicht unterdrücken. Wenn Sie bemerken, dass Ihre Hündin in dieser Zeit leidet, sprechen Sie Ihren Tierarzt oder Tierheilpraktiker darauf an.

4.    Ruhephase ( Anöstrus)
Die Ruhephase dauert individuell unterschiedlich lange. Sie kann mehrere Wochen oder auch Monate dauern. Es gibt keine sichtbaren Anzeichen einer Läufigkeit. Beendet wird sie wieder durch Einleitung der Vorbrunst.

 

Wer es genau wissen möchte:
Hormone in der Ruhephase ( Anöstrus)
Östrogen und Progesteron bleiben leicht schwankend, haben jedoch nicht die Auswirkungen wie bei der Läufigkeit.
Zum Ende steigt derÖstrogenspiegellangsam wieder an, es bilden sich wieder Eibläschen an den Eierstöcken. In den Eibläschen befinden sichdie Eizellen bis zum Eisprung in der Brunst (Östrus).

 

Tipp:
Notieren Sie sich den Termin der ersten und der folgenden Läufigkeiten. Beginnen Sie mit dem ersten Tag der Blutung und dem ersten Tag der Standhitze. Notieren Sie sich ebenso die jeweilige Dauer. Auch Besonderheiten sollten Ihre Notizen beinhalten. So können Sie mit der Zeit den individuellen Rhythmus Ihrer Hündin ableiten  und sich somit  besser auf Ihre Hündin einstellen.

 

Verhalten der Hündin

 

Das Verhalten des Hundes ändert sich mit der Veränderung der Hormone während des Zyklus. Durchschnittlich wird eine Hündin zweimal im Jahr läufig. Es gibt jedoch auch hier individuelle oder rassebedingte Änderungen (Hunde des Urtyps (z. Bsp.: Basenji  werden nur 1mal läufig).


Zu Beginn der Läufigkeit, noch bevor es sichtbare Zeichen gibt, kann man Veränderungen im Verhalten bemerken. Wobei es auch Hündinnen gibt, welche keine Verhaltensänderungen zeigen.


So gibt es hier schon vermehrt nette Verehrer, welche sich der Hündin von ihrer schönsten Seite zeigen. Aber auch solche (meist unerfahrene Jungrüden), die  sehr aufdringlich werden können.


Manche Hündinnen beginnen, wie Rüden, auf ihren Spaziergängen zu markieren. Sie zeigen damit ihre bevorstehende Bereitschaft, die Rüden zu empfangen. Sie informieren ihre paarungswillige Umgebung von ihrem kommenden Zustand.
Manche Hündinnen entfernen sich immer weiter von ihrem Besitzer. Hündinnen, die vorher gut gehört haben, vergessen ihre guten Manieren.


Manche werden zunehmend anhänglicher und fordern mehr Streicheleinheiten.
Auch vermehrte „Faulheit“ und Schlaf oder Ruhelosigkeit sind möglich.


Wie man sieht sind die Verhaltensänderungen doch sehr vielfältig. Getreu nach dem Motto „alles ist möglich – nichts muss“. Beobachten Sie Ihre Hündin und stellen Sie sich auf Veränderungen ein, so können Sie Ihr am besten durch diese für Ihren Hund und auch für Sie aufregende Zeit begleiten.

 

Hundebegegnungen


Hundebegegnungen können in dieser Zeit unter Umständen eine starke Belastung für Sie und Ihre Hündin sein.


Wie oben beschrieben, werden die Rüden schon  aufmerksam, obwohl es für uns noch keine  sichtbaren  Zykluszeichen gibt. Dies bedeutet, dass die Dauer der „aufdringlichen“ Rüden unter Umständen sehr lang sein kann.


Gerade bei der ersten Läufigkeit gibt es viele Hündinnen, für die es sehr unangenehm ist, dass sich jetzt mehr Rüden (teils auch Hündinnen), eventuell auch hier schon sehr aufdringliche Rüden, um sie bemühen. Die Hündin selbst zeigt hier noch kein Interesse sich zu paaren.


Es gibt verschiedene Möglichkeiten wie Hündinnen auf ihre Verehrer reagieren, so lange sie noch nicht paarungsbereit sind:

 

  1. Sie wird Rüden, welche ihr zu aufdringlich erscheinen „wegbeißen“, das heißt sie versucht die Rüden zu verjagen, indem sie in ihre Richtung schnappt. Dieses Verhalten zeigen manche Hündinnen auch anderen Hündinnen gegenüber, denn  sie sind potentielle Konkurrentinnen.
  2. Es gibt Hündinnen, welche  sehr ängstlich reagieren. Hier kann es passieren, dass ihre Hündin versucht, ihrem aufdringlichen Verehrer durch Flucht zu entkommen.
  3. Manche Hündinnen „frieren“ in Ihrem Verhalten ein. Sie bleiben wie eingefroren stehen und ertragen den oder die anderen Hunde.
  4. Oder sie versuchen durch „kaspern“ den / die Hunde von ihrem eigentlichen Vorhaben abzulenken und eventuell zum Spielen zu bringen.

In all diesen Fällen sollten Sie Ihre Hündin genau beobachten, um zu sehen, ob sie sich dabei „unangenehm“ oder sogar „belästigt“ fühlt bzw. wie stark ihre Beeinträchtigung ist.


Nehmen Sie Ihre Hündin bei Begegnungen erst einmal an die Leine und bitten Sie andere Hundebesitzer, ihre Hunde ebenso  an die Leine zu nehmen. Allein schon aus dem Grund, dass man nie wirklich sicher ist, in welchem Stadium sich Ihre Hündin befindet oder ob es sich zum Beispiel um eine „Stille Läufigkeit“ oder ein „Split-Östrus“ handelt. Sagen Sie, dass Ihre Hündin „heiß“ ist.


Ersparen Sie es Ihrer Hündin in Situationen zu kommen, in denen sie Verehrer abwehren muss.


Sollte Ihr Gegenüber seinen Hund nicht an die Leine nehmen, gehen Sie einen anderen Weg. Kommt der Hund Ihnen nach, stellen Sie sich schützend vor Ihre Hündin. Treten Sie nicht nach dem anderen Hund und bedrohen Sie ihn nicht. Unter Umständen kann er aggressiv werden. Bitten Sie nochmals  nachdrücklich den Hundebesitzer seinen Hund wegzunehmen und anzuleinen.


Ist Ihre Hündin für andere Hunde besonders anziehend (die Hündinnen riechen in der Läufigkeit unterschiedlich stark), gehen Sie möglichst mit ihr dort spazieren oder zu solchen Zeiten, wo Sie wenig anderen Hunden begegnen.


Dies gilt auch dann, wenn sich Ihre Hündin in der „Standhitze“, also im Östrus, befindet. Sie sollten unbedingt angeleint (evtl. mit einer Schleppleine) spazieren gehen. Wie oben schon erwähnt, gehen Hündinnen in dieser Phase auch aktiv auf die Suche nach einem Rüden. Auch Hündinnen, die zuvor einen guten Grundgehorsam gezeigt haben! Die Fortpflanzung ist genetisch verankert und somit wird Ihre Hündin immer versuchen, diesem gerecht zu werden.

 

Von Corinna Dammann, zertifizierte Hundeerzieherin und Verhaltensberaterin BHV/IHK © Hundeschule am Schwanheimer Wald

 

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